Meine Kindheit. Mein Tito!

Smrt fašizmu, sloboda narodu! „Tod dem Faschismus, Freiheit dem Volke!“ – das kennt jedes Kind, das im Nachkriegsjugoslawien aufwuchs. Gut und Böse inklusive. Die offizielle Leit- und Begrüßungsparole aller Tito-Partisanen manifestierte sich als das jugoslawische Hallo nach Kriegsende. In einer Gesellschaft, die fast vier Jahrzehnte auf die Jugend zählte und heute das Volk verschiedener Nationalstaaten ausmacht.

Die Ausstellung Fiery Greetings – A representative portrayal of childhood in socialist Yugoslavia hinterfragt und spiegelt die Mechanismen der kollektiven und individuellen Gedächtniskultur anhand des konstruierten Verständnisses von Kindheit im sozialistischen Jugoslawien. Die Jugend galt als formbar; eine staatstragende Ressource, die bei ideologietreuer Heranziehung die Architekten und Bewohner einer neuen, besseren Welt werden sollten. Eine zukunftsplatzierte Utopie, die Titos Devise „Brüderlichkeit und Einheit“ (bratstvo i jedinstvo) Hoffnung verlieh, in der nachhaltigen Umsetzung jedoch scheiterte.

Möglich machte diese Ausstellung ein immenser Kulturschatz: Eine Sammlung von 260 Fotoalben mit Aufnahmen treuer jugoslawischer Pioniere. Jährlich eingeschickt von Jugendorganisationen nach Kriegsende bis Titos Tod im Jahr 1980. Zu Ehren seines Geburtstages galt es Zeugnis abzulegen; dem geliebten Freund Tito und den Prinzipien des sozialistischen Jugoslawiens die Treue zu schwören.

Heute ist die Sammlung Teil des Archivs des Museums der Geschichte Jugoslawiens in Belgrad, das auch die Ausstellung bis zum 19. April 2015 zeigt. Ana Adamović verschaffte sich Zugang und wertete die Fotografien aus. Der studierten Fotografin und Künstlerin gelingt es in Zusammenarbeit mit mehreren ex-jugoslawischen Künstlern den Mythos der kollektiven Erinnerungskultur eines nicht mehr existenten Staates mit der gegenwärtigen Realität zu kontrastieren.

Das sozialistische Konstrukt Jugoslawiens hinterließ ein Vakuum, das mit einer unersättlichen Suche nach nationaler und kultureller Identitätsfindung bis heute zu füllen versucht wird. Sich an eine neue Heimat gewöhnen zu müssen, insbesondere wenn es die alte ist, verlangt viel. Vielleicht zu viel. Wer schwelgt da nicht gerne in Nostalgie und verschafft sich eine Pause. Fiery Greetings – A representative portrayal of childhood in socialist Yugoslavia hilft der Erinnerungskultur auf dem Balkan ein kleines Stück näherzukommen.


Ana Adamović www.anaadamovic.com/

Muzej istorije jugoslavije in Belgrad, Serbien www.mij.rs

 

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